
Leistung: Neubau eines Bürogebäudes ohne Heizung
Bauherr: Heinrich Nabholz KG
Standort: Gräfelfing
Fertigstellung: 01/2022

Mit diesem Neubau entstand eines der ersten Bürogebäude in Deutschland, das ganzjährig ohne Heizung und Klimatisierung auskommt. Auf ausdrücklichen Wunsch des Bauherrn, der von der technischen Umsetzung des Bürogebäudes „2226“ in Lustenau in Österreich beeindruckt war, sollte ein Haus konzipiert werden, das ein Zeichen setzt gegen die Überfrachtung von Gebäuden mit Technik. In dritter Generation geführt, soll es die Firmenphilosophie eines modernen und fortschrittlichen Unternehmens verkörpern.

Das freistehende Bürogebäude besteht aus fünf oberirdischen Geschossen und zwei Tiefgaragengeschossen. Die Bruttogeschossfläche beträgt ca. 6.427 m². Es ist einer auf dem Grundstück bereits bestehenden Halle vorgelagert. Der langgestreckte, rechteckige Baukörper ist von Süden nach Norden ausgerichtet, die Räume sind nach Westen und Osten orientiert, so dass die Arbeitsplätze der insgesamt neun Büroeinheiten optimal natürlich belichtet sind. Die gesamte Ostseite öffnet sich zu einem freien Feld mit angrenzendem Wald, so dass während der Arbeit der Blick ins Grüne genossen werden kann. Das zurückgesetzte oberste Geschoss bietet mit einer Dachterrasse einen besonderen Aufenthaltsort. Das Gebäude wird über die nördliche Stirnseite erschlossen, man betritt das Haus über ein einladendes Foyer. Im Erdgeschoss gibt es einen großer Tagungsraum, der von allen Mietparteien genutzt werden kann.





Es gibt offene Bürostrukturen ohne abgehängte Decken mit sichtbar installierter Technik.

Ist eine Zonierung erforderlich, wie hier der Besprechungsraum, kann dieser mit einer Glaswand zwischen den Wandscheiben abgetrennt werden. Durch den Schlitz im Holzelement, die Überströmöffnung, kann die Luft weiterhin zirkulieren. Gleichzeitig wird der Schall durch die S-förmige Gestaltung reduziert.

Damit das Gebäudekonzept funktioniert, sollte jede Mietpartei in einem möglichst zusammenhängenden Raum untergebracht sein, in dem die Luft frei zirkulieren kann. So ist sichergestellt, dass die Raumtemperatur auf einem konstanten Niveau gehalten wird.

Die Außenwände bestehen aus massivem, 65 cm dickem Ziegelmauerwerk. Aufgrund seiner spezifischen Trägheit wirkt es stark temperaturausgleichend; im Winter wird die Wärme gespeichert, im Sommer bleibt es auf natürliche Weise kühl. Die thermisch optimierte Gebäudehülle weist einen U-Wert von 0,143 W/(m²K) auf. Es erreicht den Standard eines KFW-55 Energieeffizienzhauses (Nichtwohngebäude).

Für die Räume wurden Überströmelemente an den Kopfseiten der tragenden Wandscheiben entwickelt, um trotz räumlicher Trennung eine permanente Querlüftung bei gleichzeitiger Schallreduzierung zu gewährleisten.

Zum Konzept gehört auch ein ausgeklügeltes Lüftungssystem. Es gibt motorbetriebene Fensterklappen, die sich je nach CO2-Gehalt der Luft, der über Sensoren gemessen wird, automatisch öffnen oder schließen. So wird ein angenehmes Raumklima gewährleistet, die Innentemperatur bleibt konstant zwischen 22°C und maximal 26°C.

Da das Gebäude über kein technisches Heizsystem verfügt, müssen die internen Wärmelasten für die Temperierung ausreichen. Wärmequellen sind z.B. die Nutzer des Gebäudes und alle Einrichtungsgegenstände, die Abwärme erzeugen, wie Lampen, PCs etc. Jede Mietpartei hat einen Serverschrank, der ebenfalls zu den internen Wärmequellen gehört.

Eine Photovoltaikanlage mit einer Fläche von 480 m² liefert einen Großteil des benötigten Stroms.

Die tiefen Laibungen sind abgeschrägt und sorgen für einen optimalen Lichteinfall.

Die Fenster haben eine besondere Aufteilung.

Der außenliegende Sonnenschutz deckt nur zwei Drittel der Scheibenbreite ab.

Bei heruntergefahrener Jalousie ist noch genügend Licht vorhanden. Der transluzente Lüftungsflügel wird zu einem natürlichen Leuchtkörper.

Das Gebäude verfügt über eine zweigeschossige Tiefgarage mit 68 Stellplätzen.

12 E-Ladesäulen stellen eine ausreichende Infrastruktur für die Mobilität der Zukunft dar.

Das Gebäude im Rohbauzustand.
