Der Biber Rautenspitz

Der Biber Rautenspitz

Foto: JH Schwarz, 06.04.2016

In den Jahren um 1760 entstand aus Ruinenteilen der Burg Niederntüchersfeld in der Fränkischen Schweiz das Gebäudeensemble „Judenhof“, bestehend aus mehreren kleinen fränkischen Bauernhäuschen.

Die Dachdeckungen dieser Häuschen verdienen ganz besondere Aufmerksamkeit, da es sich hierbei um den sogenannten Biber Rautenspitz handelt, einen klassischen Biberschwanzziegel mit spitz zulaufender Unterkante.

Auch wenn die Gebäude alle in etwa im gleichen Jahr errichtet wurden und obwohl auf nahezu allen Dächern der Biber Rautenspitz verlegt wurde, so unterscheiden sich die Dächer dennoch in einem wesentlichen Punkt:

Die Deckart der Ziegel variiert.

Doppeldeckung:

  • Die Abstände der Ziegel zueinander sind gleichmäßig und immer gleich groß
  • Jede Ziegellage liegt auf einer separaten Dachlatte
  • Jeder Ziegel deckt die Hälfte des darunterliegenden Ziegels ab, daher Doppeldeckung

Kronendeckung

  • Die Abstände der Ziegel zueinander sind unterschiedlich, folgen jedoch einem System: enger Abstand, weiter Abstand, enger Abstand, weiter Abstand, …
  • Je zwei Ziegel liegen auf einer gemeinsamen Dachlatte
  • Jeder Ziegel überdeckt zwei weitere Ziegel in einem kurzen Teilbereich

Biberschwanzziegel haben im Vergleich zu anderen Dachdeckungen eine relativ kleine Einzelfläche. Daher geht das Eindecken neuer Dächer mit enorm hohem Zeitaufwand einher, der sich selten wirtschaftlich abbilden lässt. Betrachtet man jedoch die Dauerhaftigkeit der Biberschwanzdeckungen anhand zahlreicher historisch hervorragend erhaltener Bauwerksdeckungen, so wird die Verwendung des „Bibers“ äußerst wirtschaftlich bei Gebäuden mit dem Ziel einer überdurchschnittlich langen Nutzungsdauer.